«Ja, Mama», hört sie sich sagen.
«Janva ajfwjrj jqajs.»
«Ich weiß, Mama.»
«Hunhu tzuiop klutzz rividor brrr?»
«Nein, Mama.»
«Wuzz sumut nit tribo?»
«Nein, ich bin allein.»
«Dawufaf ala datuz ha ha ariod!»
«Ich brauche keinen, Mama.»
«Tchotcho gugu hutzi tu kaluzo ngol?»
«Es ist mein Leben.»
«Fruhunnk trfull krupot nix unuttro kuniul krabazdo. Niniz trumfuocht zuntrep tunitrypo ezuntre quoro streni frunzutruppi kurpotru wezz drr. Yuin zuntri thommkron pfortung tsss? Numim tuyn wechunt astrunpo treintu potzulni frut.»
«Ich weiß, Mama, ich weiß.»
«Kalafdil sjf uhz ui kuxxu truhuu! Ohu?»
«Ja, ist gut.»
«Gnugg. Nomzum, Anita.»
«Tschüss, Mama.»
Nita drückt die rote Taste und wirft den Hörer auf die Couch, doch er prallt von der Rückenlehne ab und fällt zu Boden. Die Abdeckung des Batteriefachs löst sich und rutscht ihr vor die Füße. Sie hebt das kleine Plastikteil hoch, holt den Hörer und setzt die Abdeckung wieder auf. Dann wirft sie ihn erneut auf die Couch, wo er dieses Mal auch liegenbleibt. Sie starrt auf das Telefon. Dann beginnt sie zu sprechen.
«Ich bin nicht wie du, Mama, verstehst du das? Ich will auch nicht so sein wie du. Und es ist nicht irgendein Auflehnen gegen dich, es ist kein Protest. Ich bin einfach anders, und alles, was du tun musst, ist dieses Anderssein zu akzeptieren. Du musst dich nicht freuen, dass ich deinen Vorstellungen nicht entspreche, das erwarte ich überhaupt nicht. Ich brauche keine Befürwortung von dir, ich brauche keine Bestätigung. Ich will einfach, dass du mich so sein lässt, wie ich eben bin!»
Nita geht mit raschen Schritten ins Schlafzimmer und reißt die Türen des Kleiderschranks auf. Während sie Kleiderbügel nach links und rechts schiebt, redet sie weiter.
«Warum fragst du mich immer wieder die gleichen Dinge? Immer wieder! Wie ein verdammter Papagei oder eine kaputte Schallplatte! Ich kann sie nicht mehr hören, diese Fragen! Hast du einen Freund? Warst du beim Arzt? Hast du mit deinem Chef gesprochen? Nimmst du die Vitamine? Bist du glücklich? Ich habe die Schnauze voll davon!»
Nita nimmt eine Jeans vom Stapel, dann ein Shirt, schließlich eine Strickjacke. Sie wirft die Kleider aufs Bett und legt sich daneben.
«Ich komme mir vor wie ein kleines Kind! Ich bin zweiunddreißig, verdammt! Zweiunddreißig! Warum kannst du mich nicht einfach mein Leben leben lassen? Mich meine eigenen Fehler machen lassen? Ich… Arrgh!»
Nita steht ruckartig auf, zieht ihr Shirt und ihren Slip aus, wirft beides in den Wäschekorb und geht ins Badezimmer. Sie stellt sich unter die Dusche und dreht das Wasser auf. Sie seift sich ein, mit hastigen Bewegungen, nicht sanft und langsam, sondern ungewohnt ungelenk und vehement. Sie starrt auf die Mischbatterie und flucht.
«Verdammt noch mal, was soll ich denn tun? Eigentlich ist es egal, was ich mache, es ist ja sowieso falsch! Bin ich denn in deinen Augen nichts anderes als ein beschissener Fehler? Ist es das? Woran liegt es dann? Woran liegt es denn?»
Sie gräbt ihre Finger in ihr Haar, zieht daran, bis es schmerzt, lässt einige Grunzlaute entweichen, die sich unter dem stetig fließenden Wasser der Dusche zu einem Gurgeln wandeln. Mit einer resoluten Bewegung dreht sie das Wasser ab, schiebt den Duschvorhang zur Seite und stellt sich vor den Badezimmerspiegel. Sie starrt sich mit wütendem Blick in die Augen, als ob nicht sie selbst ihr gegenüber stünde, sondern ihre Mutter.
«Du hast immer das Gefühl, du wüsstest, was gut für mich ist, nicht wahr? Das war schon immer so. Schon damals, als du mir geraten hast, nicht zu studieren, sondern zu arbeiten, mein eigenes Geld zu verdienen. Und ich Trottel habe auch noch auf dich gehört! Ja, wahrscheinlich ist es meine eigene Schuld. Ich hätte früher Nein sagen müssen. Ich hätte dir einfach meinen Mittelfinger zeigen sollen, hätte sagen sollen: Hier, fick dich, Mutter, und lass mich in Ruhe! Aber nein, ich habe immer zugehört und genickt, einfach zugehört und genickt. Und mitgemacht.»
Sie schlägt die flache Hand an den Spiegel, schiebt die Finger zur Handfläche hin, ballt dann eine Faust, die sie vor ihren Augen hin und her schwingt, bis sie sich dumm vorkommt. Sie trägt Deo und Parfum auf, geht ins Schlafzimmer und zieht die Jeans und das Shirt an, hebt die Strickjacke und schleudert sie wieder aufs Bett.
«Und dann diese verdammten Unterstellungen und Vorwürfe! Du klingst deprimiert! Du hast so sehr abgenommen, du siehst richtig krank aus! Du rufst nie an! Du besuchst uns so selten! Ich kann es nicht mehr hören! Diese Zurechtweisungen, diese Korrekturen! Ich komme mir nicht vor wie deine Tochter. Ich komme mir vor wie ein Projekt, eine Angelegenheit, die es zu optimieren gilt. Verdammte Scheiße!»
Nita zieht die Strickjacke an, geht in den Korridor, steigt in ihre Stiefel, nimmt den Mantel vom Haken und verlässt die Wohnung. Draußen auf der Straße hängen sie gerade die Weihnachtsbeleuchtung ab, ein unangenehmer Schneeregen hat eingesetzt. Nita atmet ein, atmet aus, spürt, wie die Kälte in ihren Nasenhöhlen beißt. Dann geht sie los, marschiert den bekannten Wegen entlang durch die Stadt, ohne nach links oder rechts zu schauen. Nach zwei Stunden bleibt sie zum ersten Mal stehen, sieht sich um und merkt, dass sie wieder bei ihrer Wohnung angekommen ist. Sie wischt sich die Tränen aus den Augen und geht hinein.